Vier von fünf in der österreichischen Donau ursprünglich vorkommenden Störarten sind mittlerweile ausgestorben. Gründe hierfür sind vor allem die Überfischung und die Unterbrechung der Wanderrouten. Nur der Sterlet, die kleinste unter den heimischen Störarten, ist in der Oberen Donau noch vereinzelt zu finden. Jedoch ist auch dieser Bestand stark bedroht.
Eines der Hauptziele des Projekts, die Auswilderung von insgesamt 150.000 Jung-Sterlets während der Projektlaufzeit, wurde mit über 238.000 ausgewilderten Jungtieren nicht nur erreicht, sondern weit überschritten. Viele ausgewachsene Fische wurden bereits ab 2021 in der Donau wieder gesichtet.
Hintergrund
Das Projekt wurde von einem Team des Instituts für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Universität für Bodenkultur Wien geleitet, Projektpartner waren die Stadt Wien – Wiener Gewässer (MA 45) sowie die Slowakische Akademie der Wissenschaften. Gefördert wurde das Projekt
zudem durch das Bundesministerium für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, die viadonau, der Niederösterreichischen Landesfischereiverband sowie eine Vielzahl weiterer Organisationen aus den Bereichen Fischerei, Verwaltung und Naturschutz.
In einem Erbrütungs- und Aufzuchtcontainer auf der Wiener Donauinsel am Gelände der Inselinfo der Stadt Wien – Wiener Gewässer wurden von 2016 bis 2021 junge Sterlets von einem Team von Expert*innen der BOKU auf- gezogen. Die Aufzuchtbecken wurden mit Donauwasser versorgt und das Futter entsprechend der natürlichen Nahrung gewählt. Damit wurde gewährleistet, dass sich die jungen Fische an das Gewässer anpassen und später, wie auch die Lachse, wieder im Geburtsgewässer ablaichen. Gleichzeitig wurden die Jungtiere durch das natürliche Futter sowie durch Schwankungen in Temperatur, Wassertrübe, Strömung und Chemismus bestmöglich auf das Leben in freier Wildbahn vorbereitet.
Die Sterlets wurden während der Projektlaufzeit in den Sommer- und Herbstmonaten in unterschiedlichen Größen in geeigneten Abschnitten im Projektgebiet ausgewildert. Die Größen variierten dabei von fressfähiger Brut von wenigen Zentimetern Länge bis zu Fischen mit 30 bis 40 Zentimetern Länge. Während sich die kleineren Fische schneller an eine neue Umgebung anpassen können, aber dafür mehr Fressfeinde haben, benötigen größere Fische länger, werden aber seltener gefressen.
Die Aufzuchtstation war in den Sommermonaten der Öffentlichkeit zugänglich und bot einer Vielzahl von Besucher*innen die Möglichkeit, sich über das Projekt, die Störe und die Donau als Ökosystem zu informieren. Während der Projektlaufzeit besuchten rund 50 Delegationen aus Österreich, der Europäischen Kommission, aus anderen EU-Ländern und sogar aus China den Aufzuchtcontainer auf der Donauinsel. Über 40 Schulklassen nahmen an Führungen in der Aufzuchtstation teil, wobei alle Schulkinder ihren persönlichen Sterlet in der Donau aussetzen durften.
Jurybegründung
Das Projekt LIFE Sterlet widmet sich in herausragender Art und Weise dem Schutz von Biodiversität. Es liefert einen eindrucksvollen Nachweis, dass bedrohte Populationen wieder aufgebaut werden können. Der Jury ist es wichtig zu betonen, dass das Kernthema des Projekts jedoch für mehr als den Erhalt einer einzigen Art steht. Dabei spielt der Aspekt der Bewusstseinsbildung in der breiten Bevölkerung eine wichtige Rolle. Der hier gewählte Stör eignet sich als Beispiel besonders gut, um die Problematik öffentlichkeitswirksam zu vermitteln. Dementsprechend konnte das Projekt eine hohe mediale Reichweite erzielen.
Besonders hervorgehoben wurde von der Jury, dass es gelang eine globale bzw. überregionale Problematik und deren Lösungsansatz über ein lokales Projekt zu vermitteln. Das spricht auch für die sehr gute Übertragbarkeit und Möglichkeiten zur globalen Anwendung dieses in Österreich entwickelten Projektdesigns. Dementsprechend wurden auch die daraus entstehenden Folgeprojekte von der Jury als positiv zu bewertende Weiterentwicklung genannt.
Weitere Informationen
Projekttitel „Restoration of sterlet populations in the Austrian Danube“ im Rahmen des LIFE Programms der Europäischen Union realisiert.
Projektleitung: DI Dr. Thomas Friedrich, Universität für Bodenkultur (BOKU), Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement (IHG)
Video zum Projekt auf YoutTube
Beim Voting zum Neptun Hauptpreis können Sie bis 20. Februar für dieses und die acht weiteren nominierten Projekte aus den Fachkategorien abstimmen.